Slippen Bootstrailer Harbeck

Das Slippen mit dem Bootstrailer

18. Juni 2019

Bei Harbeck haben die Bootsanhänger bzw. Bootstrailer eine ganz besondere Bedeutung. Schließlich wurden sie zunächst für den Eigenbedarf gebaut. Häufig sind es genau solche Produkte, in denen die praktische Erfahrung und die Liebe zum Detail steckt, die sich dann später auch auf dem Markt durchsetzen können. Wer sich heute einen Bootstrailer kauft, will sein Boot damit von A nach B transportieren, um zum Beispiel ein neues Revier kennenzulernen oder auch immer wieder im Urlaub zum gleichen Gewässer zu fahren. Am See oder Fluss angekommen, stellt sich natürlich die Frage, wie das Boot jetzt am besten ins Wasser kommt. Das geht im Prinzip per Kran oder über die Slipbahn. Dabei haben besonders die Neulinge verständlicherweise einen ziemlichen Respekt davor, das Boot selber zu slippen. Sobald man es dann ein paar Mal erfolgreich durchgeführt und entsprechend geübt ist, erweist es sich als gar nicht so problematisch. Jeder Bootsbesitzer sammelt dabei natürlich seine eigenen Erfahrungen und seine eigenen Kniffe. Das hängt einmal mit dem Boot, mit dem Trailer, mit dem verwendeten Auto und auch mit den Slipbahnen zusammen, die man kennt. Dementsprechend unterschiedlich sind die Hinweise und Ratschläge, die man bekommt, wenn man sich umhört. Wir haben Ihnen hier einmal einige Punkte zusammengetragen, die Sie zumindest in der Theorie weiterbringen sollten. Ausprobieren muss man es dann natürlich selbst. Wenn Sie als erfahrener Segler oder Bootsfahrer finden, dass in dieser Sammlung etwas Wichtiges fehlt, schreiben Sie es uns doch bitte. Wir nehmen es dann gerne in diesen Text auf. Selbstverständlich erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder können Ihnen garantieren, dass alles klappt.

Unterstützung durch moderne Zugmaschinen

Wir haben in einer unsere letzten News (April 2019) schon einiges über das Fahren mit dem Bootsanhänger geschrieben. Dabei gibt es viele Vorschriften zu beachten, und man sollte schon etwas Übung haben, damit auf der Fahrt alles glatt geht. Wer das Rangieren mit dem Anhänger gewöhnt ist, wird auch mit dem Slippen weniger Probleme haben. Ansonsten gibt es aber auch die modernen Autos mit den entsprechenden Assistenzsystemen und einem vorteilhaften Antrieb. Bei einem Wagen mit Allradantrieb kann man meist die Kraft im 50 : 50 Verhältnis auf die Räder verteilen, das erweist sich gerade bei rutschigen Slipbahnen als Vorteil. Die Bergabfahr- und -anfahrhilfe kann beim Slippen wie beim Riggen nützlich sein. Viele SUV oder Crossover bieten mittlerweile neben einer Rückfahrkamera oder dem 360 Grad Roundview auch einen Anhänger-Assistenten, der das Rangieren elektronisch wie eine Einparkhilfe unterstützt. Geradezu luxuriös wird es mit einer elektrisch ausfahrbaren Anhängerkupplung oder sogar der justierbaren Luftfederung, mit der man den Trailer per Anheben und Absenken des Wagens praktisch von selbst an- und abhängen kann. All diese neuen Entwicklungen sind extrem praktisch, dennoch sollte die eigene Achtsamkeit nicht darunter leiden.

Die verschiedenen Trailer

Unter den Bootsanhängern gibt es sehr viele verschiedene Typen, je nach Größe und Art der Boote. Manche sind zum Slippen geeignet, andere haben als Tandem einen eigenen Slipwagen an Bord. Hier geht es uns um die typischen Trailer für z.B. Sportboote und Segelboote, mit denen man ganz bequem direkt auf die Sliprampe fahren kann. Das Slippen lässt sich in einige Phasen einteilen, die an und für sich schnell beschrieben sind. Dann gibt es dazu aber immer Hinweise und Erfahrungswerte, die wir in aller Kürze dazu geschrieben haben.

1. Die Sliprampe bzw. Slipbahn überprüfen

Bevor man mit dem Gespann an die Rampe fährt, parkt man es besser erstmal ein. Hier kann man in aller Ruhe die Vorbereitungen treffen, ohne dass man eventuell andere Anwärter zum Warten zwingt. An einem unbekannten Gewässer oder einer unbekannten Rampe muss man in jedem Fall die Slipbahn überprüfen. Nicht jede Sliprampe ist gut beschildert. Je nach Gewässer oder Tidenstand kann man den Verlauf von außerhalb sehen, ansonsten sollte man auch schon mal mit dem richtigen Schuhwerk ins Wasser hineingehen. Am besten sind vorne geschlossene Clogs geeignet, mit denen man weder rutscht noch sich die Zehen aufschlägt. Die meisten Slipbahnen haben eine Kante am Ende, deren Position man kennen sollte, damit man keinesfalls mit dem Trailer darüber weg fährt. Idealerweise gibt es neben der Bahn einen Steg mit Schild, sonst bringt man eben eine Markierung an. Wie ist der Boden beschaffen, ist er ggf. rutschig oder gar schlammig im Bereich der Achsen? Verfügt der Steg über Festmacher? Wie steil ist die Rampe?

2. Das Boot vorbereiten

Was Sie da alles zu tun haben, hängt natürlich vom Boot ab. Da braucht jeder seine eigene Checkliste. Einige wichtige Punkte für verschiedenartige Boote haben wir hier schon mal gesammelt. Wenn die Vorbereitung beendet ist, kann man direkt rückwärts an die Sliprampe heranfahren. Jetzt sollte man sich Zeit nehmen, um in der Eile keinen Fehler zu machen. Am besten, man sichert den Trailer mit den Bremsklötzen und geht das Boot nochmal von vorn bis hinten ab und prüft alles. Eine zweite Person ist immer von Vorteil, für den Anfänger jedenfalls unbedingt nötig.

  • Persenning abnehmen
  • Welche Aufbauten gilt es hochzuklappen (Funkantenne etc.)?
  • Alle Ausrüstung an Bord schaffen, dazu auch Papiere, Notseil, etc.
  • Motor hochklappen, sonst schrammt eventuell die Schraube über den Boden
  • Alle Öffnungen wie den Lenzstopfen schließen und sichern
  • Lichtleiste abbauen, Elektroverbindung trennen, Stecker gegen Wasser sichern
  • Ggf. muss man noch die Aufleger der Lichtleiste einfahren oder abnehmen
  • Manche stellen jetzt auch den Mast auf, aber Vorsicht: Anderer Schwerpunkt!
  • Trailersicherung abnehmen
  • Falls Langauflagen vorhanden, sollten diese runter gekurbelt werden
  • Bugrad anlösen, damit es nachher leichtläufig ist.
  • Trailerwinde anlösen, aber nur wenig Spiel lassen, sichern, Windenseil checken
  • Am Boot sollte vorne und hinten eine Sicherungsleine/Tampen angebracht werden
  • Für den Steg benötigt man ggf. zwei Fender, gleich raushängen
  • Gurte/Transportsicherungen für Boot und Antrieb vorsichtig lösen (Spannung)
  • Feste Schuhe anziehen, falls Sie das Auto beim Slippen verlassen müssen.

3. Das eigentliche Slippen

Wenn Sie mit dem Slippen an der Reihe sind, fahren Sie vorsichtig und langsam rückwärts auf die Sliprampe. Halten Sie die Fenster offen, damit Sie die Zurufe der zweiten Person und andere Geräusche auch wirklich mitkriegen. Das Ziel dabei ist natürlich, dass das Boot zumindest am Heck auf dem Wasser aufliegt. Aber je nach Länge und Neigung der Sliprampe muss man auf den Trailer und das Auto achten. Gerade beim einachsigen Trailer darf die Achse nicht über die Kante geraten, sonst kann es einen Ruck mit bösen Folgen geben. Für das Auto gilt, dass spätestens in Höhe des Auspuffs bzw. der Elektrik Schluss ist. Dazu benötigt man die zweite Person, die genau acht gibt, wie weit man gekommen ist. Da hilft eine Rückfahrkamera nur sehr bedingt. Falls Sie im Notfall aus dem Auto steigen müssen, unbedingt alle Sicherungen wie die Handbremse aktivieren (Bergabfahrhilfe). Wenn der Trailer weit genug im Wasser steht, dass das Boot ans Schwimmen kommt, kann man den Trailer und das Auto sichern und das Boot jetzt über die Seilwinde bequem zu Wasser lassen. Dabei sollte es die zweite Person gleich sichern. Wenn Sie dann mit dem Trailer wieder herausfahren und abstellen, sollten Sie am Trailer nicht die Handbremse anziehen, sondern die Bremsklötze zur Hilfe nehmen. Ansonsten kann sich die Bremse durch die Feuchtigkeit festfressen. Wenn Sie Zeit haben, können Sie die Bremse auch trockenfahren. 

Ein wichtiger Punkt zum Schluss. Wenn Sie die Lichtleiste abgebaut haben, legen Sie sie gleich in den Wagen. Oder schauen Sie jetzt lieber nochmal nach.

4. Sonderfall 1:

Besondere Vorsicht gilt für wechselnde Wasserstände an Flüssen oder bei Tiden. Bei den Flüssen kann sich der Wasserstand auch sehr kurzfristig ändern, wenn so ein großer Pott vorbeifährt. Falls man mit dem Auto bzw. dem Trailer zu weit herangefahren ist, kann schnell Wasser eindringen oder die Elektrik ruinieren. Vorher sollte man sich z.B. die feuchte Wasserstandslinie am Ufer anschauen oder die aktuelle Schifffahrt im Auge behalten.

5. Sonderfall 2:

Falls der Trailer sich nicht weit genug zum Wasser fahren lässt, kann man auch ein Seil zwischen Trailer und Auto zur Hilfe nehmen. Doch hier gehen die Meinungen auseinander. Je nach Gewicht des Trailers mit dem Boot kann man versuchen, den Trailer mit einem einfachen oder zweifachen Seil über Anhängerkupplung und Trailergestänge abzufieren. Doch das ist ein ziemliches Risiko, da das Gewicht übermächtig werden kann. Sicherer ist es eine feste Seilverbindung herzustellen und den Trailer mit der Kraft des Automotors ins Wasser zu fahren. Jedoch braucht es hier eine zweite Person, die den Trailer mit weit heruntergedrehtem Stützrad steuert und dirigiert. Aber auch diese Methode birgt ein Risiko, weil z.B. im Falle eines Ungleichgewichts durch einen Stein auf der Slipbahn plötzlich auch Quer- und Vertikalkräfte auf der Anhängerkupplung liegen können. Manche greifen daher zur vorderen Zugöse, die in jedem Fahrzeug bereit liegt oder schon eingeschraubt ist. Dann muss der Trailer eben vorher gesichert und das Fahrzeug gewendet werden. Das alles hilft aber nichts, wenn das Seil reißt. Viel Glück!